Vor langer, langer Zeit stand in unserem Garten am lichten Berg ein Tipi. Und – wie die Indianer dereinst – so trafen wir uns dort, rund um die Feuerstelle, um uns auszutauschen und unsere Lebensgeschichten miteinander zu teilen. Groß waren unsere Runden, wer den Redestab hielt, durfte loswerden, was ihm auf der Seele brannte. Wir lauschten, erzählten, lachten, weinten, tanzten, tobten, ließen den Klang unserer Trommeln durchs Tal hallen, unsere Lieder kreisen und spürten jene tiefe Verbundenheit, die die Grenzen von Raum und Zeit überwindet…
Im hier und jetzt schreiben wir den 30. April 2020. Heute ist wieder Beltane. Im irischen Kalender der Sommeranfang. Hierzulande besser bekannt als Hexen- oder Walpurgisnacht. Der Tanz ums lodernd-helle Feuer gehörte immer dazu. Wohl, weil ihm reinigende Kraft zugeschrieben wird und es Seuchen fern halten soll. Und sicher auch, weil so ein Feuer Menschen nicht nur einander, sondern auch dem Raunen der Natur näher bringt. Damals, in Tipi-Zeiten, wurden auf dem Lichten Berg rund um die Feuerstelle von Herzen gern Beltane und Walpurgis und die Hexen gefeiert.
Heute regnet es. Wie gut, dass es regnet. Die Erde ist durstig. Und wir leben in Zeiten notwendiger “sozialer Distanz”, ohne rauschende Feste. Unser Miteinander zu missen, fällt bei Regen ein wenig leichter. Doch ich hör euch! Und ich seh’ uns im inneren Kaleidoskop meiner Erinnerungen! Ohne Planung war immer genug zu Essen und zu Trinken da, irgendwo fand sich immer eine Ecke für Schlafsack und Iso-Matte, die Nacht war lau, der Kuckuck rief und irgendwann trommelten die Männer im Tipi für uns Frauen, während wir, mit glühenden Wangen und gerafften Röcken, übers Feuer sprangen…
Die Erinnerung ist spürbar leuchtend, stark, unendlich nah und auf ewig verbindend. Die Welle der Dankbarkeit, die mich flutet auch.
Es wird wohl die ganze Nacht regnen. Gut so. Enzo hat den Ofen angemacht.
Und in meinem Herzen brennt ein Feuer…
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