Ohne Anfang und Ende

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Regenbogen über Eußerthal in der Südpfalz. Foto: Gabi Saler

Einen Regenbogen mit eigenen Augen am Himmel zu entdecken – das beglückt mich schon seit frühesten Kindertagen. Plötzlich all diese Farben. Und dann dieser Bogen…wie eine Brücke… Ein Wunder. Drum wundert es wenig, dass sich um den Regenbogen seit Menschengedenken allerlei Mythen ranken. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich als kleines Mädchen direkt losrennen wollte, als  Mama mir erzählte, dass am Ende eines Regenbogens ein Schatz vergraben sei. Unzählige Kinder auf der Welt haben wohl danach gesucht und, wer weiß, was sie fanden…

Es gibt Überlieferungen, wonach sogar erwachsene Glücksritter versucht haben sollen, unter den beiden Enden des Regenbogens verborgene Schätze zu bergen. In anderen Sagen heißt es, Engel ließen aus dem Himmel entlang des Regenbogens sogenannte Regenbogenschlüsselchen fallen. Wer sie fände, dem solle unermesslicher Reichtum und Glück zuteil werden. Doch nicht für alle Menschen ist der Regenbogen ein Glücksbringer: In großen Teilen Asiens gilt es nämlich als “No-Go” mit dem Finger auf die himmlische Erscheinung zu zeigen. Angeblich faule der dann ab oder der Wurm käme hinein!

In Abschiedszeremonien spielt der Regenbogen auch öfter mal eine wesentliche Rolle. Weil er einer bunten Brücke zwischen Himmel und Erde gleicht und diese Symbolik uns hilft in all der Trennung und dem Schmerz auch Verbindung zu spüren. Von oben betracht ist der Regenbogen übrigens gar kein Bogen, sondern ein Kreis. Wenn wir ihn vom Flugzeug oder von einem sehr hohen Turm aus sehen könnten, so fiele uns auf, dass das bunte Farbenspiel am Horizont gar nicht endet. Dass wir also im Regelfall einen Bogen, statt einen Kreis, am Himmel entdecken, hat nur was mit unserer Perspektive zu tun. In Wirklichkeit hat diese Erscheinung weder Anfang noch Ende…

Da fällt mir eine Strophe aus dem “Abendlied” von Matthias Claudius ein:

“Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen, und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.”

Wie Recht er doch hatte, der Herr Claudius. Zwischendurch die Perspektiven wechseln und das große Ganze in den Fokus nehmen macht durchaus Sinn. Doch eines ist klar: Meine kindliche Freude beim Anblick eines Fitzelchen dieses Regenbogenkreises wird mir garantiert erhalten bleiben. Und das damit verbundene Glücksgefühl des wundervollen Augenblicks auch.

 

 

 

 

 

 

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