Menschen, die ich portraitiere, sagen von sich: “Ich liebe, was ich tue!” Was natürlich nicht heißt, dass das in ihren Leben immer so war und immer so ist oder immer auf alles, was sie so tun müssen, zutrifft. Genau das allerdings, macht ihre Lebensgeschichten so erzählenswert. Just for fun hab’ ich neulich einfach mal die gängigste Suchmaschine bemüht und die Frage eingegeben: “Liebst du, was du tust?” Der erste, der sich meldete, war Konfuzius. Nicht persönlich natürlich. Angeblich soll er vor rund 2500 Jahren bereits erkannt haben: “Wenn du liebst, was du tust, wirst du nie mehr in deinem Leben arbeiten.” Diese bahnbrechende Erkenntnis hat es zwar bis ins neuzeitliche Internet geschafft, hinkt in der Umsetzung allerdings nach wie vor dramatisch hinterher.
Wer – außer wildentschlossen, selbstständige Freiberufler, die dafür eine Menge Hürden in Kauf nehmen, oder jene, die es gegebenenfalls mühsam in die oberen Etagen geschafft haben und dafür betriebsverordnete Achtsamkeitstrainings absolvieren dürfen, somit also: Wer, der von einem befristeten Vertrag zum nächsten hangeln muss, wer, der am Fließband eines Riesenunternehmens ein ungefragtes, austauschbares Schräubchen im Riesengetriebe ist, wer, der in der Pflege die Arbeit mit den Menschen liebt, doch zugleich daran zerbricht, weil im straff-strukturierten Abrechnungszeitplan kein Spielraum für wirkliche Nähe bleibt, also, wer kann denn tatsächlich heute sagen: “Ich liebe, was ich tue?” Viel häufiger lautet die Antwort: “Grundsätzlich mag ich meine Arbeit, nur der Druck ist unerträglich.” Die Entlohnung leider häufig auch. Gewinnoptimierungsdenken einiger weniger saugt vielen das letzte Quentchen Lebensfreude aus. Klingt nach Vampirismus. Wirkt auch so. Was bleibt ist Leere. Und ein Loch in das man fällt. Lieblos, wertlos, bodenlos … Ohne Macht. Das macht was. Die Zahl der Arbeitsausfälle wegen psychischer Probleme ist in den vergangenen zehn Jahren überproportional stark gestiegen, schrieb die ZEIT am 14.September 2017.
Genau diese Tatsache hat auch Tanja Salkowski beschäftigt. Marketingfachfrau, Journalistin, Autorin. Über die bin ich durch meine Frage “Liebst du, was du tust” direkt nach Konfuzius gestolpert. Und über einen lesenswerten Artikel von ihr, mit dem vielversprechenden Titel Wenn du liebst, was du tust… . Was sie darin beschreibt, das kenne ich zu gut. Das höre ich zu oft…. Tanja selbst raste lange rastlos von einer Lebensetappe zur nächsten. Nach einer Mobbingerfahrung erkrankte sie 2008 an einer Depression. Und genau das hat Elementares in ihrem Leben in Bewegung gebracht. Mittlerweile ist sie sowohl Buchautorin von sonnengrau – Ich habe Depressionen, na und? als auch Projektleiterin von Radio Sonnengrau– einem gemeinnützigen Webradioprojekt, das sich mit psychischen Erkrankungen und seelischer Gesundheit auseinandersetzt. Tanja Salkowski hält außerdem als Antistigma-Aktivistin bundesweit Lesungen und Vorträge, um über seelische Krisen und Erkrankungen aufzuklären. Bis dato sind wir uns lediglich via Mail begegnet. Danke für Dein Feedback, liebe Tanja, und was für ein Glückundso, dass auch Du heute immer öfter sagen kannst: “Ich liebe, was ich tue!”
Oh mein Gott Gabi,du hast dich selbst übertroffen.
Ich schwanke noch zwischen Frösteln oder schlichtweg Kreislaufkollaps, jedenfalls ist das meine physische Reaktion auf das, was ich dort gelesen habe. Den Rest von meinem Körper darf ich noch abfragen. Ich glaube, da brauche ich bis morgen. Wir hören uns. Cordula
Erst kam die Wut, dann der Mut …
Ein wundervoller Beitrag liebe Gabi. Ja, es ist äusserst wichtig für Körper und Seele, dass wir lieben, was wir tun. Bei Dir merkt man das in jedem Deiner Beiträge.
Liebe Grüße
Karin
Danke, liebe Karin 🙂 Wenn ich berühren und bewegen kann, fühle ich Glück <3