Tschussowaja und das Kind im Mann

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Klaus Burger

Der gebürtige Bayer Klaus Burger lebt seit vielen Jahren in Baden-Baden und ist bekannt als einer der führenden Tubisten weltweit. Als freischaffender Musiker ist er ein gefragter Solist bei den renommiertesten Ensembles der zeitgenössischen Musikszene, er schreibt Filmmusik, Hörspielmusik und Theatermusik und komponiert für Konzerte und Improvisationsprojekte.
Vor ein paar Wochen sind wir uns wiedermal begegnet, der Klaus Burger und ich. Dabei hab’ ich ihm von dem Songtext erzählt, den ich geschrieben hab’, er hat ihn interessiert gelesen und erste Probeaufnahmen mit Maik Styrnol gehört. „Des gfallt mir“, hat er gesagt und „Da bist in guten Händen“. Dann hat er mir von seinem aktuellen Baby erzählt: Die „Tschussowaja-Suite“. „Wennst Zeit hast, kommst vorbei.“
Heute nehm’ ich mir die Zeit, mich auf’s Hören ganz und gar einzulassen. Spontan. Den Klaus freut’s und mich auch. Sein Ofen ist aus, meine Füße sind kalt, er richtet drei Kissen, auf denen ich mich im ungeübten Schneidersitz niederlasse und er klickt die Play-Taste auf dem Laptop. Ich wickle mich in meinen Mantel, schließe die Augen und bin ganz Ohr. Es dauert nicht lang, da vergesse ich Kälte und ungewohnte Haltung, tauche ein in die Bilder, die diese Klangwelten in mir erzeugen. Von freudigen Tänzen und fröhlichen Reigen, von Licht und von Schatten, von bösem Vertreiben…Dieser Fluss reißt mich mit.
Eine Rafting-Fahrt im Sommer 2014, auf dem Tschussowaja, der von Europa nach Asien und wieder zurückfließt, hat die ersten Bilder für diese Suite in ihm geweckt. „Die Natur, der Frieden, die Stille, die Echtheit der Menschen berühren mich tief“, erzählt er. Vor ein paar Tagen erst, ist das Werk fertig geworden. Am 21. Oktober 2016 soll es im Kurhaus Baden-Baden uraufgeführt werden. Und jetzt freut er sich wie ein Kind, dass er übermorgen wieder zu seinen russischen Freunden nach Perm fliegen kann. Er liebt den Ural. Spätestens seit 2007, als er mit dem Philharmonischen Orchester von Perm dort ein Tubakonzert gespielt hat. Er schwärmt von den gemeinsamen musikalischen Projekten, die dort in den letzten Jahren möglich waren. Einen kleinen Einblick, in das, was Klaus Burger so erfüllt, wenn er an sein Russland denkt, liefert dieses Video:

https://www.facebook.com/zelveter/videos/844974535538352/?theater

„Musik stiftet Frieden. Die unbegrenzte Kommunikation zwischen Kulturschaffenden ist friedenstiftend“. Diese tiefe Überzeugung verbindet uns. Und nicht nur die, denn zu all diesem Wirken gehört ganz unbedingt das „Kind im Klaus“. Das lebt er gerne aus. Und lässt sich bis zum heutigen Tag nicht beirren, wenn ihn erwachsene Menschen davon überzeugen wollen, dass es unbedingt besser für seine Gesundheit wäre, wenn er Schuhe trüge. Besonders im Winter. Er sei ein „Homo ludens“, der sich im Spiel verliere. Und im Neuen Testament stünde es ja schließlich auch in aller Deutlichkeit: „So ihr nicht werdet, wie die Kinder, kommt ihr nicht ins Himmelreich oder so…“. Ich trage zwar Schuhe, meistens auch im Sommer, aber ein “Homo ludens” kann ich auch manchmal sein. Dann bin ich unbefangen und offen für alles Neue. Das fühlt sich reich an. Himmelreich. Und macht Begegnungen, wie diese, möglich. Danke dafür.

P.S. Sonntag, 12. Juni 2016: Dieser Tage treffen wir uns wieder und Klaus Burger erzählt mir von seiner letzten Reise in die Ukraine. Ende Mai 2016 verbringt der Baden-Badener eine Woche in Donbass und hat ein außergewöhnliches Reisetagebuch verfasst. https://remembers.tv/remembers-donbass-tagebuch-klaus-burger/ . Lesenswerte Eindrücke von einem, der die universelle Sprache der Musik in allen Facetten spricht….

1 Kommentar

  1. Wow,toller Beitrag ! Ja,das ist Klaus ! Das Bild von ihm schaut auch toll aus – Du scheinst ihm wirklich ein Lächeln entlockt zu haben !

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