September 2009. Kreiere mich neu. Fange an mir Zöpfe zu flechten, trage am liebsten rote Schuhe und entdecke im “EineWeltLaden” Ohrringe. Orange. Durchmesser einen knappen Zentimeter. Mit weinroten Linien drauf. Einzelstück. Stylish. „Die steh’n Marie“ bin ich mir sicher und kaufe sie zum stolzen Preis von sieben Euro. Und zuhause bin ich mutig und zieh sie mir grad selber an. Wow…Ich liebe mich mit diesen Ohrringen! Und mit meinen Zöpfen, den roten Schuhen, in meinem so KindFrauSein….
Weil ich mich so unwiderstehlich schön fühle mit diesem Schmuck, trage ich ihn selbstverständlich zu allen unpassenden Gelegenheiten. So auch im Herbst, als wir Maries Pferde heimholen und das Winterheu vom Pferdehof zu uns nachhaus transportieren. Beim staubigen Streueinsacken sind meine Ohrringe plötzlich weg. Auf dem Heuboden des Modenbacherhofes verschwunden. Das „spurlos“ dazuzusetzen ist überflüssig, da eh klar. Ich greif mir ans Hirn, dass ich sie überhaupt angezogen hab’. Kinnisch…weibisch…..wie ich bin… Daheim hieven wir eine Riesenplane mit losem Heu unten in den Hänger auf der Koppel und den Rest stemmen wir auf den Dachboden. Schade find ich den Verlust, richtig schade. Wo sie doch irgendwie so eine Signalwirkung hatten….Zwei Monate später, kurz vor Wintereinbruch, fegt Enzo den Weg hoch zu unserm Haus und findet mitten im modrigen Laubhaufen tatsächlich einen der beiden Ohrringe. Signalwirkung. “Du glaubst nicht, was ich eben gefunden hab…“, moderiert er stolz an und überreicht mir den kostbaren Schatz. Eigenartig – eindrucksvoll. Ich leg ihn auf’s Schlafzimmerregal, oben auf ein Steinherz.
Ende Januar 2010. Frostig ist der Winter. Vorhin war Marie da. Mit Babsi und Baby auf dem Rücken. Heu hochbringen in den Pferdestall. Mit dem Schlitten den steilen, eisigen Berg rauf. Wie ein Treck sibirischer Mamutschkas….Nach ner halben Stunde Misten gellt ein Schrei aus dem Stall: „Maaaama!!!! Du glaubst nicht, was ich gefunden hab….!“ Das Küchenfenster steht auf Kippe, während auf dem Herd das Gulasch schmort und ich assoziiere erstaunlich schnell: „Ne, aber nich den Ohrring, oder???“ „Doooooooch!!!! Auf dem Misthaufen….!“
Ein Paar Ohrringe. Orange. Durchmesser einen knappen Zentimeter. Mit weinroten Linien drauf. Einzelstück. Stylish. Sie fühlen sich wunderbar an. So glatt, so rund und von hinten kann ich meine Daumen in die leichte Wölbung legen. Keine Macken, nix fehlt….sie sind einfach wieder da, als sei es das Normalste der Welt zwischendurch mal zu verschwinden, um Monate später an zwei verschiedenen Plätzen unversehrt wieder aufzutauchen.
Liebe Gabi, das ist so eine wunderbare Geschichte, hab’ mich richtig mitgefreut und finde, dass wir manchmal einfach gelassener mit Besitz umgehen müssten – manchmal fügt sich alles von alleine zum Guten. Vielen Dank, dass es Dich gibt – freu’ mich so, wenn wir uns endlich wiedersehen und hoffe auf übernächste Woche 🙂 Liebste Grüße von Heidrun
Danke Heidrun! Und was meinste, wie ich mich freu 😉