Meinerseits

Wie wohl das tut …

Enzo schleppt im Korb unser Feuerholz runter zum Kachelofen. Ist schon ein Weg. Im Winter jeden Tag. Ich sitze am Schreibtisch und lausche seinem Schritt, seinem sicheren Schlag beim Kleinholzhacken. Ich höre, wie er das quietschende Ofentürchen öffnet, Holz hineinwirft, die obere Luke schließt, die untere aufmacht. Ich weiß, dass er in der Hocke davor sitzen bleibt und wartet, bis die Glut vom Vortag, den neuen Brand entfacht. Ich spüre Wärme. Wie wohl das tut. Umsorgt werden und umsorgen können. Nicht immer, und beileibe nicht immer sorgenlos, doch im Team, zu zweit, nicht allein. Wir teilen unsere Leben, unsere Gedanken, unsere Träume, unsere Ängste. Wir teilen unser Lachen, unsere Tränen, das Staunen, den Genuss. Wir sind einander Spiegel, untrüglich und klar. Wir wachsen, reifen, altern miteinander, im Wissen, dass keine Sekunde in diesem Wir selbstverständlich ist. Nichts ist selbstverständlich. Nicht das Dach über unserm Kopf. Nicht das Essen auf dem Tisch. Nicht die Wärme eines Ofens. Nicht der Mensch an unserer Seite. Nicht Gesundheit. Einfach nichts ist selbstverständlich. Für niemanden. So unfassbar schnell können sich Leben ändern. Manchmal […]

Meinerseits

Warum feiern wir nochmal Weihnachten?

Enkeltochter Mia bastelt schon seit Wochen. Sie schreibt und malt und faltet und klebt. Eifrig, versunken, beglückt. Dabei stellt sie sich vor, wie sich die Beschenkten über all das freuen werden, was sie da zaubert. Manchmal sogar mit Kribbeln im Bauch. Mia schenkt von Herzen gern. Übrigens nicht bloß an Weihnachten. Eigentlich immer. Wünsche hat sie natürlich auch. Ende Oktober hält sie mir einen Weihnachtswunschzettel unter die Nase, auf dem sie – feinsäuberlich – diverse Dinge aufzählt, die sie in einem Spielzeugladen-Werbeprospekt entdeckt hat. Beim Überfliegen finde ich zwar kaum Rechtschreibfehler, dafür aber auch nichts, worunter ich mir irgendetwas vorstellen könnte. Sie betrachtet mein Gesicht, während ich lese. „Is ne Menge Zeugs, gell?“, erkundigt sie sich, mit einem Unterton in der Stimme, der versucht meinen stirngerunzelten Gesichtsausdruck zu deuten. „Hmhm“, nicke ich und entdecke beim weiteren Studium der Liste zwei Kuscheltiere mit unaussprechlichem Namen. „Aber Kuscheltiere hast du doch wirklich genug, Schatz“, stelle ich fest. „Stimmt, Omi“, antwortet sie nicht verlegen, „deshalb verschenke ich ja auch wieder welche!“ Klingt nach einem durchdachten Plan und ich […]

Andererseits

Einmal mit Delfinen schwimmen

Wenn einer einen kleinen Stein ins Rollen bringt und andere damit Großes bewegen, dann ist das definitiv Glück. Der kleine Stein war die Geschichte Barrierefreiheit beginnt im Kopf, die im Mai 2016 auf diesem Blog erschien. Darin wird auch Nina Dhoms Herzenswunsch „einmal mit echten Delfinen schwimmen“ zum ersten Mal veröffentlicht. Die Resonanz auf das Portrait ist überwältigend. Birgit Langknecht liest nicht nur, sie handelt. Schließlich ist sie ein Tatenmensch und Nina freundschaftlich nah verbunden. Im Juni 2016 veranstaltet sie die erste Sammelaktion beim alljährlichen Openair Kinoabend im Garten. Dabei kommen immerhin 112 Euro zusammen, doch diese Art der Sammelei erscheint der rührigen Pfälzerin entschieden zu mühsam. Bei Leetchi findet sie die optimale Crowdfunding Plattform für diesen Zweck und richtet, nach Rücksprache mit Nina und ihrer Familie, einen Spendenpool ein, der bis Mitte Juli 2017 von 83 großzügigen Spenderinnen und Spendern mit sage und schreibe 2935 Euro befüllt wird! Obendrein werden noch ein paar weitere Aktionen für Ninas Herzenswunsch organisiert, wie ein Zumba Marathon, bei dem 1500 Euro zusammenkommen, und der Taschenverkauf „Alles mit Dubbe“. Viele […]

Deinerseits

Weil im Singen die Seele klingt

„Ich singe, also bin ich“. Die so für sich wirbt, heißt Silvie Fazlija und ist von Beruf Sängerin für besondere Anlässe,  Gesangspädagogin und Musicaldarstellerin. Auf einer Hochzeits-Messe in Karlsruhe begegnen wir uns Anfang November 2017 das erste Mal. Sie lässt mich aufhorchen, ich lache, swinge, singe mit ihr und weil die Sympathie auf Gegenseitigkeit beruht, lädt sie mich 14 Tage später zum Erzähl-Kaffee in ihr Karlsruher Wohnzimmer ein … Silvie strahlt. Erfüllt. Ihr Leben ist Musik. Mal singt sie bei freien oder kirchlichen Trauungen, mal bei Taufen und Willkommenszeremonien, mal beim feierlichen Sektempfang, der eleganten Dinnerparty, Firmenfeier oder beim zwanglosen Sommerfest. Mal klassisch, mal Jazz, mal Pop, solo, im Duo mit Pianist oder weiteren Musikern. Und wenn sie gebeten wird, bei Trauerfeiern zu singen, macht sie das genauso gern. „Einmal hat mich ein Pfleger aus einem Altenheim gefragt, ob ich auch für eine Frau singen würde, die anonym beerdigt werden wolle und keine Angehörigen mehr habe.“ Zu zweit stehen sie am Grab und Silvie singt aus dem Herzen „Amazing grace“, „Halleluja“, „Ave Maria“. „Ein unbeschreiblich […]