Meinerseits

Woche des rosa Einhorns

In einem Anflug spielerischer Leichtigkeit habe ich via Facebook am Montagmorgen die vergangene Woche  zur “Woche des rosa Einhorns” erklärt. Weil ich so schöne Bauwagendetailfotos hatte, gerade an unsere Freundin Alix dachte, die dieses Zauberwesen dort zu Enkeltochter Mias größter Freude in sattem mädchenlieblingsrosa auf die Vorderfront gepinselt hat, und weil ich dem trüben Grau und all den Dramen um mich herum gern was Buntes gegenüberstellen wollte. Seit Donnerstagabend weiß ich wiedermal, wie sowas wirken kann…. Nach den Sommerferien ist Mia in die Schule gekommen. Da geht sie grundsätzlich gerne hin. Nicht zuletzt deshalb, weil sie jetzt eine eigene Busfahrkarte hat. Allerdings ist die Sache mit den Hausaufgaben ab und an eine echte Herausforderung. Auf dem Stuhl ruhig sitzenbleiben, den Stift richtig halten, noch zwei Seiten im Rechenheft die Sechser und die Siebener üben….Richtig machen. Ruhig bleiben. Aufgaben erledigen müssen. „Mama“, beschwert sie sich, „ich soll zwanzig Mal Sechser in so blöde Kästchen schreiben! Mama, zwanzig Mal!“ Sie kann zählen. Und sie weiß, wie die Zahlen aussehen. Weil der Donnerstag recht umtriebig war, hat die […]

Meinerseits

In der Stadt sieht alles anders aus…

Seit meinem dreizehnten Lebensjahr ist Baden-Baden meine städtische Lieblingswelt. Hier hab’ ich meine jugendliche Sturm- und Drangzeit erlebt, Abitur gemacht, den Mann meines Lebens gefunden, unsere Tochter zur Welt gebracht. Hier kenn’ ich mich aus und lerne immer wieder Neues kennen. Vor gut 25 Jahren haben Enzo und ich uns entschieden nach anderen Ufern Ausschau zu halten. Wir sind bis in die Südpfalz gekommen. Weit ist das nicht – kilometermäßig betrachtet. Weil ich aber ein Mensch bin, der grundsätzlich eher an Nähe als an Ferne interessiert ist, kommt mir genau diese Tatsache sehr entgegen. Seit neun Jahren pendle ich zwischen unserem Dorf im Pfälzer Wald und der kleinen Weltstadt an der Oos. Die Verbindung ist nie abgerissen. Teile unserer Familie leben nach wie vor an diesem Ort. Hier gibt es immer wieder Jobs für mich. Viel für den SWR, häufig mit meinem Bruder. Hier finde ich Raum, um eigene Projekte voranzubringen, schreibe und produziere mein erstes Hörbuch („Der Bär, der auf einer Mülltonne saß“), mache Musik, erwerbe einen Taxischein, damit, wenn grad mal alle Stricke […]

Meinerseits

Dorfleben mit guten Geistern

Daheim in Eußerthal, wo um 11 Uhr mittags das Elfeglöckl läutet (Brauch aus der Zeit, als die Leute noch im Wald arbeiteten und keine Handys hatten), abends um 6 Uhr die Kirche zum Feierabend ruft, auf dem Dorfplatz die Kinder unbehelligt Rad fahren und Ball spielen, wo im Sommer die Kreissägen kreischen, damit im Winter „alle warm haben“ und der einzige Hahn im Ort am allerliebsten spätnachmittags kräht – da atme ich durch und komme zur Ruhe, obwohl es nicht immer ruhig ist. Auf dem Land ticken die Uhren anders, als in der Stadt. Doch auch hier bleibt nicht alles beim alten – Veränderungen geschehen meist nur langsamer und lautloser. Als Enzo, ich und unsere damals 1-jährige Tochter Marie uns vor 26 Jahren von Baden-Baden aus aufmachten die Welt zu entdecken, ursprünglich Nicaragua als Ziel anvisiert hatten und dann immerhin bis in die Südpfalz kamen, haben die Dörfler uns das Ankommen leicht gemacht. Wir selbst allerdings keineswegs. Denn unser erstes Häuschen, das wir damals für knapp 20.000 Mark erwerben konnten, war eine absolute Ruine. Mit […]

Meinerseits

Das Leben ist kein stiller, ruhiger Fluss

Zu allen Jahreszeiten habe ich den Rhein schon überquert. Und in allen Gefühlslagen. Mal mit dem Zug, mal mit dem Auto. Mal verzweifelt, mal glückselig. Nicht selten hab’ ich mir dabei ganz inniglichst gewünscht, dass immer Brücken bleiben mögen. Dieses Pendeln zwischen Hüben und Drüben, das Eintauchen in unterschiedliche Welten auf dem gleichen Planeten, die Eindrücke und Begegnungen diesseits und jenseits des großen Stromes inspirieren mich. Mein Aktionsradius ist seit Jahren übersichtlich: Baden – Pfalz/ Pfalz – Baden. Genau das ist gut. Dadurch finde ich Zeit und Raum, um Menschen näher kennenzulernen. Deshalb erfahre ich mehr und mehr über die Orte, an denen ich mich vorwiegend aufhalte. Das Leben ist kein stiller, ruhiger Fluß. Weil ein Fluß auch nicht immer still und ruhig ist. Bei Niedrigwasser bleibt er verhalten in seinem Bett, bei Hochwasser reißt er wie ein Ungeheuer alles mit sich, was ihm im Weg steht. Wenn ich eins gelernt hab’, dann Freud’ und Leid als schöpferisches Potenzial zu betrachten. Gelingt mir nicht unbedingt, wenn ich gerade mit Luftschnappen und Über-Wasser-Halten gefordert bin, aber […]

Andererseits

Bewegende Ansichten…

Mein Bruder liebt seine Arbeit. Genuss ist für ihn den Kopf voller Filmideen zu haben; zu wissen, dass übermorgen der Schneideraum gebucht und der Text zur aktuellen Filmproduktion so gut wie im Kasten ist. Er genießt gern ein gutes Glas Rotwein und am allerliebsten gemeinsam mit Sohn Moritz brillante BvB-Spiele. Ein Tässchen Espresso wird gern genommen, bevor sein Pfleger ihn von der Rücken- in die Seitenlage befördert… Michael Dittrich ist durch eine chronische Entzündung des Zentralen Nervensystems seit 2006 vollständig bewegungsunfähig und komplett auf Hilfe angewiesen.  Der Sportjournalist, Filmemacher und Bücherschreiber, Jahrgang 1957,  ist zum Teil berentet und andererseits immer noch beim SWR angestellt. Für ihn ein echter Glücksfall. Deshalb kann die Arbeit der Menschen finanziert werden, die ihm Hände, Füße, Ausführende seiner Vorstellungen sind. Anfang Januar 2015 sorgt sein sehr persönlicher Film „Reine Nervensache – Leben mit einer unheilbaren Krankheit“ für enorme Medienresonanz und wird zum ersten Mal im SWR Fernsehen gesendet. In der 90 minütigen Dokumentation geht es um Stationen in seiner Biographie, um Träume und Wünsche, um Hoffnungen und Enttäuschungen, um Freundschaft […]