Deinerseits

Pionierin von Kindesbeinen an

“Alle meine normalen Freunde fanden toll, wie ich lebe. Ich hätte es gern konservativer gehabt,” erinnert sich Ulrike Granz lachend. Doch die Sache mit dem Lebensumfeld, in das man hineingeboren wird, lässt sich eben schwerlich im Vorfeld steuern. So landet “Uli” als Tochter weltoffener Akademiker schon im frühen Kindesalter in einer Großkommune und lernt “Niemand” kennen. Wer hat Bad-Dienst? Niemand. Wer hat den Dreck in der Spüle hinterlassen? Niemand. Und sonst so? “Jede Menge Menschen aus allen Milieus, die vereinte, dass sie nach neuen Lebenswegen suchten und alle sehr mit sich selbst beschäftigt waren.” Geblieben ist der herzensoffenen Saarländerin aus jener Zeit besonders eins: Eigenständigkeit, Toleranz und der Mut, Dinge auszuprobieren. Mit sechs nimmt sie die Sache mit dem Kochen in die Hand. Sie geht allein zum Metzger, kauft ein Hähnchen und packt es in die Bratröhre. Ofen an. Fertig. Dass der Plastikbeutel mit den Innereien nicht mitgebraten werden darf, hat ihr keiner gesagt. Danach wusste sie’s. “Learning by doing” bleibt ihr Lebensprinzip. Von der Grundschule wäre sie zwar gern direkt auf’s Gymnasium gewechselt, nimmt dann […]

Andererseits

Der Winter ist erledigt…

In jenen Tagen, als es noch keine Supermärkte gab und wir auch hierzulande ausnahmslos von dem lebten, was der Boden hergab, hatte Winter mit Spaß wenig zu tun. Je länger er sich hinauszog, desto knapper wurden die Vorräte. Da mussten die Dorfkinder manches Mal betteln geh’n, um zu überleben. Bei uns im Tal sorgt der Heimatverein dafür, dass die Erinnerung an unsere Geschichte nicht verblasst: grad vorhin ham wir dem Winter erst den Garaus gemacht und bei herrlichstem Frühlingswetter “Summerdaach” gefeiert.  Mit kreppgezierten Ri-Ra-Ro-Stecken, tanzenden Wichteln und Elfen aus vieler Herren Länder, einem Umzug, der vom Winter aus Pappmaché und Draht angeführt wird und von den Kindern, die das  Lätare-Spiel aufführen. Ein Richter lässt in diesem alten Spiel den Winter, den Sommer und seine Gehilfen, Gretel und Hansel Fingerhut, gegeneinander antreten. Im Spiel gewinnt natürlich immer der Sommer, auf das der  Winter endgültig hinüber ist. In echt klappt das nicht immer. Dieses Mal hat’s geklappt 😉  

Meinerseits

Zum Glück gibt es Dich…

Heute in acht Wochen stehe ich mit “Solo für Seele” im Theater in der Kurve in Neustadt-Hambach zum ersten Mal auf einer Bühne. Niemand zwingt mich dazu. Hab’ ich frei nach meinem Lieblingsmotto entschieden: “Zum Glück braucht’s Mut!” Und schon seit Monaten arbeite ich darauf hin. Kurz bevor ich entscheide diese Bloggeschichte zu schreiben, fühlt sich meine Seele allerdings grad furchtbar solo, es wächst die Angst vor der eigenen Courage und mir schwimmen die Felle weg. Ich heule Rotz und Wasser… Enzo hört zu, holt Taschentücher, kocht  Tee und versteht. Wie wohl das tut. Und wie erleichternd es ist, diesen Knoten in der Kehle endlich loszuwerden. Ich fühl mich wie Benjamin. In meiner Geschichte vom “Bären, der auf einer Mülltonne saß”. Es schüttelt mich und ich schluchze: “Ich hab’ solche Angst zu versagen! Es einfach nicht zu bringen! Nicht gut genug zu sein!” Und wie ich das so rauslassen kann und Enzo mir so verständnisvoll zur Seite sitzt, da macht es auf einmal “pling” in meinem Kopf und mit einem Mal sind alle dunklen Wolken […]

Ansichtssache

Ein Narr, wie alle andern…

Wenn Du mich fragst, ob ich auf Fasching stehe, dann antworte ich in der Regel mit einem vehementen “Nö!”. Was heißt: “Zwingt mich nicht auf Fasnachtssitzungen und erst recht nicht hinterher drüber zu schreiben.” Meine erste Zeitungshospitanz beim Badischen Tagblatt fiel nämlich ausgerechnet in die tollen Tage und der damalige Redaktionsleiter schien hocherfreut, mich auf jede Kappensitzung im Umkreis von 25 Kilometern zu schicken. So dödelte ich mit meinem alten, grasgrünen VW-Käfer von Leiberstung über Weitenung, Kartung, Halberstung und Sinzheim und staunte nicht schlecht über Büttenredner, die in der gleichen Reihenfolge tourten. Dann saß ich da, natürlich auf dem Presseplatz ganz vorne in der ersten Reihe, Stunden um Stunden, musste stocknüchtern bleiben, weil dienstlich unterwegs, notierte jeden Pipi-Joke, obwohl ich ihn schon fünfmal gehört hatte, passte höllisch auf, dass ich keinen der Mitwirkenden namentlich vergaß, fand das ganze Spektakel irgendwann null komisch und entschied: Dieser Job ist die Höchststrafe! Ich hab’ ihn dennoch gewählt. Und Jahre später, selbst in leitender Position, gern jede Gelegenheit genutzt, meine freien Mitarbeiter für diese anspruchsvollen Aufgaben heranzuziehen. Bleibt es […]

Meinerseits

Ein Tässchen Prinzessinnen Tee…

Nach einem überraschend kinderfreien Wochenende interessiert es Enzo und mich montagabends durchaus, wie’s der Sippe geht. Drum ruf ich bei Marie an. Mia geht dran. Elias sei grad da, mit Mama Babsi, und ihm gehe es gar nicht gut. “Was hat er denn?”, will ich wissen. Traurig sei er. Wegen seiner Oma. Kurze Pause. “Und er hat auch bissel einen heißen Kopf….und Romina ist auf Muffins Fuß getreten. “Wie? Die humpelt doch eh schon! Gib mir mal Mama!”, fordere ich. “Du Oma, der Elias will dich sprechen”, fällt ihr noch ein, doch dann tutet es. Falsche Taste wahrscheinlich… Drei Sekunden später ruft ihre Mama auf’m Festnetz zurück. “Wolltest du nicht noch was von mir?” “Ähm, doch…Das Pferd ist auf den Hund?” “Ja, zu blöd, jetzt humpelt sie vorne beidseitig. Aber auf der einen Seite isses schon besser…” Und natürlich gebe sie Arnika und Trallala. Nächstes Intensiv-Thema sind die anstehenden Termine: “Am Donnerstag hab’ ich Team, kann Papa da von 16 bis 21 Uhr und Mia ins Bett bringen? Du bist ja nicht da…”. Stimmt. Bin […]

Meinerseits

Winterfreuden machen Bärenhunger

Dem einen oder anderen bleiben frostige Tage eher in unangenehmer Erinnerung. Weil das Auto nicht anspringt, die Scheiben allmorgendlich enteist werden müssen, die Rollkragenpullis am Hals kratzen und all das… Für Mia und ihre Freunde kann es gar nicht genug Schnee geben. Neulich war sogar schulfrei, weil sich die Straßen über Nacht in schneeweiße Rutschbahnen verwandelt hatten! Was für ein Fest! Statt Mathe zu pauken, zogen sie schon früh morgens mit ihren Schlitten los, mittags ging’s nur kurz zum Essen und zum Umziehen heim und dann wieder raus auf die Rodelbahn. Und ich? Hatte auch Glück, weil ich unser Dorf gerade nicht verlassen musste und meine Online-Arbeit ohnehin nicht erledigen konnte, weil ein paar Telefonleitungen in Eußerthal City längerfristig ihren Geist aufgaben. So hab’ ich mir Ben, den Hund, geschnappt, bin durch tiefen Schnee gestapft und dem Jauchzen der Kinder gefolgt. Winterseligkeit… Als es gegen fünf Uhr langsam dunkel wird, marschieren wir heim. Die Wangen hochrot und der Bärenhunger riesengroß. Mia wünscht sich Käsebrote mit Gewürzgürkchen und Kebschapp (= Ketchup). Und dann, am Esszimmertisch, gefühlt […]

Deinerseits

Bunte Vögel braucht die Welt!

“In Duisburg-Hamborn hinterließ die Schwerindustrie rußgraue Spuren. Da hatten wir ganze fünf Tage im Jahr mal blauen Himmel,” erinnert er sich. So beginnt Alfred Karl Maria Kreutzberg schon als Kind, sich den Himmel hell und weit zu malen und das Licht gelb und golden. Er schafft sich die Welt, wie sie ihm gefällt und fliegt in seinen Träumen, Theodor Storms kleinem Häwelmann gleich, am liebsten einmal zum Mond und zurück. An einem trüben Dezember-Mittwoch begegne ich dem nunmehr 69jährigen AKM zum ersten Mal in seiner Galerie in Bad Honnef. Jahrzehnte arbeitet er hier als Rechtsanwalt, gestaltet als Politiker, punktet als Sportler und hört doch nie auf zu malen, wie er es von klein auf tut. Zeugnis davon geben Bilder, Bilder, Bilder, bemalte Fußböden, Wände, Türen und auch jene Etage, die über 40 Jahre seines Lebens als Kanzlei diente, hat mit Aktenmuff und Schreibtischbrüterei längst nichts mehr zu tun. Über knarrende Treppen steige ich hoch hinauf, staune mit jedem Schritt mehr über eigenwillige Vögel mit Herzen und roten Kreuzen im Schnabel, über leuchtend erleuchtete Quadratschädel mit […]