Andererseits

Quizfrage: Was ist falsch an diesem Bild?

“Ja, es gibt keinen Weihnachtsmann. Zumindest nicht zu dieser Jahreszeit. Und wohl auch nicht im Rollstuhl. Aber diese kleine, handgearbeitete Figur hat eine besondere Bedeutung für mich. Ich habe sie 2010 von behinderten Kindern geschenkt bekommen, denen ich vorgelesen habe. Die Ironie der Geschichte: Wenige Monate später saß ich selbst im Rollstuhl. (Anm.: Zum Glück habe ich mich mittlerweile wieder aus dem Rollstuhl herausgearbeitet und brauche ihn nur noch für längere Strecken!) Deshalb ist dieser Weihnachtsmann etwas ganz Besonderes für mich. Eine Art Mahnmal, das Leben nicht für selbstverständlich zu nehmen, dankbar zu sein für das, was man hat. Aber wenn es sein muss, auch für sein Wohlergehen zu kämpfen. Und das ist die Geschichte, die ich damals erlebt habe. Für den Lese-Vormittag in einer Schule für körperlich und geistig behinderte Kinder hatte ich das Buch “Der gelbe Pulli” von Paul Maar ausgesucht. Die Geschichte von einem Mädchen, das die Farbe gelb nicht mag, aber ausgerechnet in dieser Farbe einen Pulli geschenkt bekommt. Maar erzählt augenzwinkernd, was das Kind alles unternimmt, um diesen Pullover loszuwerden. […]

Ansichtssache

Auf einem Planeten, der sich durchs Universum dreht…

Nachdem ich Ninas Portrait https://glueck-und-so.de/barrierefreiheit-beginnt-im-kopf/ auf meinem Blog veröffentlicht habe, entscheide ich mich für einen Sonntagsspaziergang und lande an einem meiner Lieblingsorte in Baden-Baden, dem Marktplatz unterhalb vom Neuen Schloss. Eben schlägt die Uhr der Stiftskirche halb Zwölf, das  “M10” https://www.marktplatz10.de/ ist schon geöffnet und ich entscheide mich für einen doppelten Espresso und einen perspektivenreichen Aussichtsplatz auf deren Terrasse. Handan bewirtet mich mit herzlicher Gastfreude und wir kommen ins Gespräch. Sie ist in Baden-Baden geboren, hat türkische Wurzeln und arbeitet in diesem “Badischen Café-Restaurant” der ganz besonderen Art. Hier wirken Menschen mit und ohne Behinderung Hand in Hand. Während die Gottesdienstbesucher nach und nach die Kirche verlassen, erzählt Handan: “Da ist eine ältere Dame, die ich unter der Woche immer allein sehe. Dann läuft sie langsam und schaut meistens auf den Boden. Aber sonntags, da seh’ ich sie immer in die Kirche geh’n.  Auch allein. Wenn sie herauskommt, schaut sie zufriedener aus…”. Das ist der Auftakt für unseren Austausch über die menschliche Sehnsucht “Teil einer Gemeinschaft” sein zu dürfen. Und die vielen Gemeinschaften, die derlei […]

Deinerseits

Barrierefreiheit beginnt im Kopf

Seit rund zwei Monaten darf ich eine junge Frau kennenlernen, die mir dankenswerterweise die Tür zu ihrer Welt geöffnet hat: Nina Dhom. Als wir uns das erste Mal begegnen ist ihre Behinderung offensichtlich, aber kein Hinderungsgrund uns näherzukommen. Sprechen geht leider nicht, Zeichen geben durchaus. Wir blinzeln uns zu. Sie lacht. Fährt mit dem Rolli voraus in ihr Zimmer. Gibt mir mit einem Kopfnicken die Richtung vor und ich folge. Sie steuert ihren CD-Player an und spielt mir ihre Lieblingsmusik vor: Songs von “De Anonyme Giddarischde”, einer Pfälzer Kultband. Die liebt sie am meisten und ich erlebe, wie sie sich in ihrem Rollstuhl hin- und herwiegt und an ihren Lippen kann ich lesen, dass sie die Texte auswendig kennt. Nina zeigt mir einen Film, gedreht bei einem Wochenende mit der Behindertenseelsorge Speyer 2015: “Come together – Die wichtigen Dinge im Leben” und ich bin beeindruckt von der starken Botschaft und diesem sonnigen, lebensbejahenden Wesen neben mir. Ich schau mich um. Entdecke Bücher, Kuscheltiere und ein Himmelbett umrahmt von einer riesigen Fototapete mit schwimmenden Delfinen. Sie […]