Ansichtssache

Löwenzähne mit gelber Mähne…

Sie strahlen mit der Sonne um die Wette und halten innere Einkehr bei Regen. Zusammengeklappt, wie kleine Schirme. Hab’ ich heute ganz genauso gemacht. Es regnete, was vom Himmel herunterkommen konnte. Keine Weitsicht. Höchstens Einsicht. Und Trägheit. Die mit dem ersten Sonnenblinzeln am Nachmittag erfreulicherweise nachlässt. Da wage ich mich hinaus in die Welt und entdecke – frischgeputzt – das bunte, leuchtende, lebendige, vielfältige Sein. Mit unbändiger Energie sprengt es jeden Rahmen und wuchert, wild und ungeordnet, mit seinen sattgelben Pfunden. Was für eine Ur-Kraft gerade in dieser Pflanze steckt. Die sich selbst durch Asphaltritzen ans Licht reckt, in ordentlichen Parks, dank ihrer Pusteblumensamenschirmchen, unkontrollierbar vermehrt und dabei die Welt so wundersam erhellt….  

Ansichtssache

Meerestiefen und himmlische Weiten…

  Meine blaue Blume. Aus dem Geburtstagsstrauß, den Mia für mich ausgesucht hat. Jetzt bleibt sie unvergänglich…. Ich liebe Blau. Weil es mich an die Tiefen der Meere erinnert. Und an die Weiten des Himmels. Weil ich mich hineinfallen lassen kann, drin baden kann, weil ich es trinken kann, dieses Blau. Weil es mich manchmal beflügelt und oft inspiriert. Weil ich, tief in meiner Seele, natürlich eine Romantikerin bin und den Dichter Novalis als Jugendliche still verehrte. Weil mein, ab und an hitziges, Gemüt die klärend-kühlende Wirkung zu schätzen weiß, und vielleicht auch, weil ich blaue Augen habe, die Farbe mich an meine königlich-bajuwarischen Wurzeln erinnert, ich mit meiner Großmutter im Sommer gern Blaubeeren sammeln ging und während meiner Schulzeit manchmal genüsslich blaugemacht hab’…  

Ansichtssache

Rund um die rosa Ranunkel…

  Letzten Sonntag bei Großmutterschwester Gigi: Mädelstreff mit viel Zeit zum Austausch und zum Schrankaufbauen, Kochen, Lachen, Singen, Blödsinnmachen. In unserer Tischmitte steht ein Blumenstrauß. Mit einer prächtigen, rosa Ranunkel. Ra-nun-kel. Was für ein klangvoller Name. Der Nachmittag ist sonnig und die rosa Ranunkel beschließt sich zu entfalten. So wie wir. Peu à peu, Blättchen für Blättchen gibt sie immer mehr von sich preis, öffnet ihr Herz und lässt tief blicken in die Geheimnisse ihres verborgenen Kerns. Für mich steht diese Wunderblume sinnbildlich für vertrautes Miteinandersein. Für das “Sich öffnen können” in liebevoller, warmer Umgebung. Und für die kostbare Schönheit des Augenblicks…    

Ansichtssache

Der Zahn der Zeit….

Himmel was für eine Freude, wenn die ersten Zähnchen durch sind. Bei unserer Tochter Marie, bei Enkeltochter Mia und, ja, auch bei mir. Mein Papa hat das in meinem Fall im Januar 1964 in einem Büchlein genau festgehalten. “Zwei Zähnchen unten im siebenten Monat…”. Fortan heißt es: Durchbeißen.  Nicht minder groß die Freude, wenn die ersten Wackelzähne sich ankündigen. Hat mein Papa auch aufgeschrieben. Meine Schultüte trage ich 1969 im Trachtenkostüm – stolz, mit breitem Grinsen und einer Riesenzahnlücke vorne, oben. Enkeltochter Mia gelingt in der ersten Klasse mitten im Unterricht der ganz große Wurf: Zwei Wackelzähne unten (wahrscheinlich die Sorte, die bei mir als erste aufgetaucht war) hat sie quasi wie das tapfere Schneiderlein auf einen Streich entwurzelt. Und ihr Lehrer hat die Produkte dieser Heldentat in zwei selbstgebastelte Tütchen gepackt, die sie stolz mit nachhause bringt. Mein Zahnarzt hat mich gestern von einem maroden Eckzahn befreit. War schon Eiter drunter letzte Woche. Nur für die, die’s wissen wollen. Ich war megatapfer und bat natürlich darum, den Zahn mitnehmen zu dürfen. Daheim hab ich […]