Meinerseits

Vor langer, langer Zeit…

…diente mir eine rote Reiseschreibmaschine. Die brauchte keinen Strom, was praktisch war, denn so konnte ich auch mitten im Wald meiner Arbeit nachgehen, die in jenen Tagen vornehmlich darin bestand “Unheimliche Geschichten” für eine illustrierte Wochenzeitung zu verfassen. Am allerliebsten mochte ich das “Kling” am Ende einer Zeile und das Hebelchen, mit dem ich in die nächste vorrückte. Und ich liebte den Klang ihrer Tasten. Denen hab’ ich’s gegeben…Darapdaradarapdara… Die Krönung des Erlebens war, wenn Enzo und ich im Einklang Laut gaben. Er, der Bildhauer, setzte das Stecheisen an einem hohlen Kirschbaum an, und ich, die Schreiberin, ließ meine Finger im Rhythmus dazu über die Tastatur meiner roten Reiseschreibmaschine flitzen. Toktoktok…darapdaradarapdara…toktok….darap…toktok…darap…rap…tok…dap…….

Deinerseits

Einer, der sich die Welt erliest…

Mittlerweile ist er über zwanzig Jahre im Beruf, lebt die 70 Stunden Woche der engagierten Selbständigen und kennt maximal drei Wochen Urlaub im Jahr. Doch Josua Straß kann sich nichts Erfüllenderes vorstellen, als genau das zu tun, was er tut. Deshalb bitte ich ihn um ein Interview für „Glück und so“. Andererseits gleicht sein Leben dem eines Seiltänzers ohne Netz und doppelten Boden. Die Konkurrenz durch Internetversandhandel und lautstark werbende Buchhandlungsketten sorgt für wachsenden Existenzdruck und kaum ein Tag vergeht ohne das Stoßgebet „Möge uns die Buchpreisbindung erhalten bleiben!“ Dennoch hat sich Josua Straß nach dem Tod von Marianne Wasserburger im Sommer 2015 dafür entschieden, zusätzlich zu seinem Baden-Badener Geschäft am Jesuitenplatz ihre Kinder- und Jugendbuchhandlung „Mäx und Moritz“ in der Sophienstraße zu übernehmen. „Ich konnte nicht zusehen, wie das Lebenswerk von Marianne Wasserburger vor die Hunde geht und fachkundige Mitarbeiter ohne Zukunftsperspektiven arbeitslos auf der Straße stehen!“ Mit der Übernahme von „Mäx und Moritz“ hat sich der 43-jährige Straß auf einen zusätzlichen Drahtseilakt eingelassen. „Es gibt im Leben Entscheidungen von denen du weißt, dass […]